| Antrag: Klimafolgenanpassung: Mit „Stadtklimaoase an der Volme“ zum Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz (ANK) bewerben
In der Hagener Innenstadt fokussieren sich verschiedene Problemlagen, deren gemeinsame Lösung ein politisches Anliegen aller im Rat vertretenen Fraktionen und Gruppen sein sollte. Einerseits wollen alle im Rat vertretenen Gruppierungen den Klimaschutz voran bringen, andererseits wollen wir die Stadt resilienter gegen die Folgen des bislang schon absehbaren und eingetretenen Klimawandels machen (Schwammstadt-Konzept). Im Idealfall wirken die Maßnahmen dafür zusammen – und sorgen gleichzeitig für eine Erhöhung der Aufenthaltsqualität.
Die Attraktivität der Innenstadt entsteht nämlich nicht primär durch hochwertiges Pflaster, Design-Stadtmöbel oder Blumenampeln an Laternen. Viel wichtiger zum Verweilen in der Stadt ist eine hohe Aufenthaltsqualität. Sie entscheidet darüber, wie gerne Menschen die Innenstadt in ihrer Freizeit aufsuchen und was sie dort unternehmen.
Gerade die Sommermonate könnten mit den zahlreichen Sonnenstunden und den langen Tagen hoch attraktiv für den Einzelhandels- und Gastronomiestandort sein. Getrübt wird die Aufenthaltsqualität allerdings, wenn heißes und trockenes Wetter die Luft- und Bodentemperatur in der Innenstadt rasant ansteigen lassen. Dann nimmt die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt deutlich ab – und damit die Zahl der Besucherinnen und Besucher.
Versiegelte Asphalt-, Pflaster- und Fassadenflächen wandeln kurzwellige und energiereiche Sonnenstrahlung in langwelligere Wärmestrahlung um und heizen metallische oder steinerne Oberflächen dramatisch auf. Es entsteht ein spezielles Mikroklima in der Innenstadt, das körperlich anstrengend – für gesundheitlich vorbelastete Personen sogar gesundheitsgefährdend – ist. Schon aus Gründen des Gesundheitsschutzes besteht hier Handlungsbedarf.
Im Zuge des bereits laufenden Klimawandels werden Wetterlagen mit starker Hitze und Trockenheit in Deutschland immer häufiger. Häufiger werden allerdings auch lokale Starkregenereignisse mit rasant steigenden Flusspegeln und der Überflutung wichtiger Bereiche der Innenstadt. Insofern werden baulich verdichtete Innenstädte auf unterschiedliche Weise beansprucht.
Eine Antwort könnte im Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz (ANK) zu finden sein. Das Aktionsprogramm soll dafür sorgen, „dass Ökosysteme wie Wälder und Meere gestärkt, wiederhergestellt und bewahrt werden. Damit bleiben sie gleichzeitig Klimaschützer und Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Bis 2026 stehen für die verschiedenen Maßnahmen insgesamt vier Milliarden Euro zur Verfügung.“
Für die oben skizzierten Probleme finden sich auch in Hagen gute natürliche Lösungen. Eine solche wäre die Entwicklung einer Stadtklimaoase an der Volme. Mit der Nachbildung einer dicht mit Bäumen bewachsenen natürlichen Flussaue, die sich in einzelnen Abschnitten bis zur Körnerstraße erstreckt und dort mit einem ebenfalls dicht bewachsenen Volkspark verbindet, könnte die Sommertemperatur in der Innenstadt insgesamt deutlich gesenkt werden. Das verbessert nicht nur die Optik der Innenstadt, sondern trägt auch wesentlich zu einem verbesserten Stadtklima bei.
Zusammen mit den Bemühungen um Mini-Wälder und Bauminseln auf Basis von Bürgerbäumen könnte so ein Innenstadtbereich entstehen, der auf natürliche Weise dafür sorgt, das klimatische Extreme abgemildert werden. Denn Bäume und natürliche Wasserflächen – insbesondere solche von Fließgewässern – senken die Höchsttemperaturen in Stadtnähe deutlich. Bäume beschatten auf natürliche Weise versiegelte wie unversiegelte Flächen. Gewässer haben schon durch ihre Wassertemperatur und zusätzlich durch die Verdunstung einen Kühleffekt. Fluss und Bäume wirken also doppelt positiv auf das Stadtklima. Darüber hinaus binden Bäume große Mengen CO2 und reinigen die Luft von Luftschadstoffen und Feinstaub.
Werden dabei entsprechend große Retentionsflächen beim Allerwelthaus und hinter dem Sparkassenkarree geschaffen, können Hochwasserspitzen, wie sie im Juli 2021 zur Überflutung von Teilen der Innenstadt führten, möglicherweise künftig verhindert werden.
Nicht zuletzt sorgt eine grüne Innenstadt entlang im nahen Umfeld der Einkaufsbereiche für eine hohe Attraktivität der Innenstadt. Die Flächen laden zum Verweilen ein und könnten in bestimmten Nischen gastronomische Angebote beherbergen.
Im Plangebiet liegen auch zahlreiche private Parkplätze. Auch hier wäre zu prüfen, ob sich diese mit Hilfe von Fördermitteln aus dem Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz entsiegeln lassen. Entsprechende Gespräche mit den Eigentümern wären von der Stadt zu führen.
Die Fraktionen von CDU, Bündnis90/DieGrünen und Hagen Aktiv sowie die FDP-Ratsgruppe stellen daher zur Sitzung des UKM am 13.09.2023 den folgenden Antrag:
1. Die Verwaltung wird beauftragt zur prüfen, …
… wie ein förderfähiges Konzept zur Errichtung einer Stadtklimaoase an der Volme für das Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz (ANK) entwickelt werden kann. Das Projektgebiet soll auf Basis der Förderbedingungen die beiden Uferbereiche der Volme vom Parkplatz am Ferdinand-David-Park (Potthofstraße 18) bis zur Kaufmannschule II an der Springmannstraße umfassen und einen optischen sowie fußgängerfreundlichen Anschluss an den Volkspark in Höhe der Springmannstraße erhalten.
Soweit die wasserrechtlichen und planerischen Möglichkeiten für eine Realisierung des Gesamtkonzepts bis zum Ende 2026 nicht bestehen, soll ein in dieser Zeit realisierbares und förderfähiges Teilprojekt entwickelt werden.
2. Besonderer Wert gelegt werden soll darauf, dass hinter dem Allerwelthaus und am Volmepark hinter dem Sparkassenkarree möglichst große Bereiche zum Fluss hin geöffnet werden. Dabei sollen gleichzeitig Retentionsflächen geschaffen werden, die eine Ausdehnung der Volme bei Hochwasserlagen ermöglichen.
3. Die derzeit laufende Entwicklung am Südufer des Hengsteysees bleibt planerisch vorrangig, bis das Projekt abgeschlossen ist.