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| Resolution: Sprach-Kitas erhalten und weiterentwickeln

Für die Sitzung des Rates am 22.09.2022 stellen die genannten Fraktionen und Ratsgruppen die folgende Resolution zur Abstimmung:

Resolution

Hagen ist eine der Städte in Deutschland mit dem höchsten Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund. Im Jahr 2021 lebten 42.115 Menschen in Hagen, die nicht die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen. Das waren 21,6 Prozent der Bevölkerung. Insgesamt lebten 2020 in Hagen knapp 83.500 Menschen mit Migrationshintergrund (42,8 Prozent), was auch die umfasst, die sich inzwischen erfolgreich integriert und die deutsche Staatsangehörigkeit angenommen haben.

Insbesondere die Flüchtlingsbewegung ab dem Jahr 2015, die Zuwanderung aus Südosteuropa seit 2016 sowie die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine haben zu diesem Aufwuchs geführt. Neben vielen anderen Herausforderungen ist die Vermittlung von grundlegenden Kenntnissen in deutscher Sprache – insbesondere bei Schul- und Vorschulkindern –  eine elementare Aufgabe für die Kommune. Gerade Kinder stehen am Beginn ihrer Zuwanderungskarriere und haben meist die größten Chancen, dass aus ihrer Zuwanderungs- eine Erfolgsgeschichte wird.

Das Bundesprogramm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend fördert deshalb seit 2016 entsprechende Bildungsanstrengungen der Kommunen. Bundesweit profitieren davon nach Auskunft des Ministeriums mehr als 500.000 Kinder und ihre Familien. In Hagen stellen elf Träger in 50 Kitas mit insgesamt 56 Sprachförderkräften sowie drei Fachberaterinnen ein entsprechendes Angebot zur Verfügung. Dafür erhält die Stadt bislang 1,5 Millionen Euro an Fördermitteln und erreicht damit rund 4.000 Kinder.

Mit Entsetzen und Unverständnis haben deshalb Politik und Verwaltung die Nachricht des Bundesministeriums aufgenommen, dass Programm zum 31.12.2022 auslaufen zu lassen.

Die Ergebnisse der Sprachstandserhebungen für das Jahr 2021 stellen sich folgende Zahlen heraus: Von den 145 getesteten Kindern, die keine Kita besuchten, wiesen 118 Kinder einen Sprachförderbedarf auf. 111 wuchsen Kinder in Elternhäusern auf, in denen Deutsch nicht die Familiensprache darstellte. Sie haben also in der Familie wenig bis keine Chance, das Sprachdefizit zu verringern oder aufzuarbeiten. 109 Kinder, die getestet werden sollten, erschienen erst gar nicht zum Test.

Diese Daten wurden deutlich vor dem Angriffskrieg und den dadurch ausgelösten Flüchtlingsstrom aus der Ukraine erhoben. Mit dem 24. Februar 2022 hat sich die Zahl der Vorschul-Kinder mit Sprachförderbedarf noch weiter erhöht.

Aus Sicht der Stadt Hagen und ihrer Gremien ist die Sprachförderung insbesondere bei Kindern im Vorschulalter die wesentliche Erfolgsvoraussetzung für eine gut verlaufende Bildungskarriere. Neben der Bedeutung der Sprachförderung für jedes einzelne Kind ist die Sprachförderung auch für die Gesellschaft unverzichtbar. Menschen, die sich nicht oder unzureichend untereinander verständigen können, werden öfter Opfer von Missverständnissen und Täuschungen oder reagieren möglicherweise selbst nicht nachvollziehbar.

Der Rat und sein Ausschuss für Soziales, Integration und Demografie haben sich deshalb in den vergangenen Jahren bereits intensiv damit auseinandergesetzt, wie die Sprachförderung auf alle Vorschulkinder mit Sprachdefiziten ausgedehnt werden kann. Denn alleine in Hagen wachsen außerhalb des Kita-Systems mehrere hundert Kinder mit unabweisbaren Sprachdefiziten auf. Ziel muss es sein, möglichst alle Kinder vor Eintritt in die Grundschule mit ausreichenden Sprachkenntnissen der deutschen Sprache auszustatten.

Appell

Das Ende des aktuellen Programms darf nicht das Förder-Ende für Vorschulkinder mit Sprachdefiziten in deutscher Sprache sein! Es sollte eine Chance zu einer völligen Neuorientierung daraus erwachsen.

Der Rat der Stadt Hagen appelliert deshalb an die Bundesregierung, den Förderstopp als Ausgangspunkt für eine neue und auskömmliche Finanzierung der vorschulischen Sprachförderung in deutscher Sprache für alle Vorschulkinder ab vier Jahren mit Sprachdefiziten neu aufzulegen. Dabei sind auch die Kinder zu erfassen, die bislang unversorgt blieben.

Darüber hinaus braucht es eine unverzüglich zuzusichernde Zwischenlösung für die Kommunen, damit die eingearbeiteten Fachkräfte weiter nahtlos ihre Aufgabe im Sinne der Kinder und deren Integrationschancen erfüllen können.

Es muss sichergestellt werden, dass die bislang existierenden Angebote erhalten, ausgebaut und verstetigt werden. Denn ohne angemessene und zielgerichtete Sprachförderung kann Integration nicht gelingen.

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